Hier kommen die Ausläufer der Pyrenäen bis ans Meer. Das Baskenland ist ein Industriegebiet und auf beiden Seite der Grenze dicht besiedelt. Obwohl Samstag ist, gibt es eine Menge Verkehr. Auf der spanischen Seite gleicht die Landschaft von den Bergen her dem Voralpenland. Wenn man es nicht wüsste und die Karte auf dem Navi es zeigte, man würde niemals vermuten, dass das Meer nur ein paar Kilometer nördlich liegt. Ich fühlte mich auch ein wenig an das Bergische Land erinnert, denn in die engen Tälern quetschen sich Fabrikhallen. Ähnlich der Gegend um Remscheid und Solingen hat wohl die reichlich vorhandenen Wasserkraft ursprünglich dafür gesorgt, dass sich hier Metall verarbeitende Industrie angesiedelt hat.
Wir benutzen ausnahmsweise die Bezahlautobahn, um den Großraum San Sebastian zu umgehen. Wir haben einmal den Fehler gemacht, mitten durch die Stadt zu fahren. Nie wieder! Eng, steil und unübersichtlich, selbst das Navi ist verzweifelt und es hat eine halbe Ewigkeit gedauert, dort wieder raus zu finden.
Ca. 30 km westlich von San Sebastian erreichen wir Zarautz. Dort gibt es einen sehr schönen Campingplatz hoch über der Stadt mit einem wirklich beachtlichen Blick übers Meer. Allerdings ist ein Gang in die Stadt echt anstrengend, der Fußweg ist furchtbar steil.
Blick Richtung Osten nach San Sebastian |
Unten liegt Zarautz |
Zum Glück nicht viele Leute da. |
Man kann nur ahnen, wie steil das ist. War selbst dem Hund zuviel. |
Sonntag, 3.3.
Von Zarautz ging es heute gut 200 km entlang der Küste Richtung Westen. Die Küstenstraße war wegen Unmengen sonntäglicher Fahrradfahrer nur sehr mühsam zu befahren. Wir haben uns daher die Autobahn geleistet und sind auch einigermaßen bequem an Bilbao und Santander vorbei gekommen. Wochentags ist der Verkehr hier ein Horror. Die Küste ist wünderschön, aber oft steil. Die Berge reichen bis ans Wasser und die Küstenstraße muss dauernd auf und ab geführt werden. Fühlt sich mehr an wie im Gebirge.
Die Küstenstraße führt durch schöne Orte, was allerdings das Vorwärtskommen noch mehr behindert |
Landschaftlich beeindruckend, fahrtechnisch anstrengend |
Buchten mit Sandstränden gibt es im Baskenland selten |
Westlich des Baskenlandes beginnt Cantabrien. Man auf die scheebedeckten "Picos de Europa", 20 km vom Meer gibt es hier ein Hochgebirge. Die Küste heißt auch "Grüne Küste", Wiesen und Felder gehen bis ans Meer. Tatsächlich riecht es hier selbst in Küstennähe nicht nach Meer, sondern nach Landwirtschaft. Kein Wunder, dass sich in dieser Landschaft schon die Urmenschen sehr wohl gefühlt haben. Wir finden einen Stellplatz wenige Kilometer von Altamira entfernt, der berühmten Höhle, die wir ggf. besuchen wollen.
Direkt neben dem Stellplatz die Ruine einer über 1000 Jahre alten Kirche |
Eine steile Treppe mit ausgetretenen Stufen führt auf die Reste des Kirchturmes. Man kommt leichter rauf als runter. |
Das Dach ist nicht mehr vorhanden. Das Innere der Kirche wird als Friedhof genutzt. |
Der Kirchenraum von Turm aus. Das Dach ist nicht mehr vorhanden |
In der Sonne ist es schon richtig warm. |
Rosenmontag, 4.3. Die Reiseleitung hat einen Einkaufs- und Waschtag angeordnet. Wir bleiben noch einen Tag länger hier, erst morgen geht es zur Altamira Höhle.
Dienstag 5.3. Altamira
Es muss etwa 1977 gewesen sein, als wir die Höhle von Altamira schon einmal besucht haben. Damals konnte man noch das Original besichtigen, das ist aber dann wenig später verboten worden. Das Kohlendioxid in der Atemluft der über 100.000 Besucher pro Jahr schadete dem kalkigen Untergrund der Höhlenmalereien und durch Holzgeländer wurden Schimmelpilze in die Höhle getragen, die die Bilder gefährdeten. Man hat eine naturgetreue, auf Millimeter genaue Kopie der Höhle erbaut, die man heute besuchen darf. Die etwa 14.000 Jahre alten Bilder verdanken ihre gute Erhaltung nur der Tatsache, dass vor etwa 11.000 Jahren der Höhleneingang einstürzte und die Höhle für Jahrtausende unzugänglich wurde. Durch einen Zufall wurde die sie dann 1868 von einem Jäger wieder entdeckt. Die Bilder waren so gut erhalten, dass man über Jahrzehnte nicht an ihre Echtheit glauben wollte.
Auch als wir vor gut 40 Jahren die Originale besichtigten, da sahen die so aus, als wären sie gerade frisch gemalt und höchstens ein paar Wochen alt. Auch wir hatten spontan den Verdacht, nicht "Hombres praehistoricos", sondern die Höhlenforscher selbst hätten da künstlerisch gewirkt. Das ist natürlich Unsinn, denn man hat vergleichbare Bildnisse inzwischen auch anderswo gefunden. Normalerweise zerstört der Mensch solche Relikte seiner Vorfahren mit oder ohne Absicht sehr viel schneller. Man denke nur an die wunderbare 100 km lange römische Wasserleitung ganz in unserer Nähe, die fast 200 Jahre Köln mit Trinkwasser versorgte, bevor unsere Vorfahren sie zerstörten und als Steinbruch benutzten. Es muss bei Buschhoven ein riesiges Aquädukt über das Tal der Swist gegeben haben, das selbst heute noch ein herausragendes Bauwerk wäre. Nach nicht einmal zwei Jahrtausenden ist fast nichts davon übrig geblieben. Es ist also ein echter Glücksfall, dass diese Zeugnisse steinzeitlicher Menschen erhalten geblieben sind.
Die technische Realisierung des Höhlennachbaus ist genial. Mit 40000 Messpunkten pro Quadratmeter wird jedes Detail der Felsprofile naturgetreu dargestellt. Allerdings fehlt das "Höhlenfeeling" mit rutschigem Untergrund und der feuchte Geruch. Die Nachbildung ist barrierefrei auch für Rollstuhlfahrer zu bewältigen. Ordentliche Fotos zu machen war in Original und Nachbau wegen der Dunkelheit sehr schwierig.
Nach unserem Museumsbesuch sind wir noch gut 100 km weiter Richtung Westen gefahren. In einem Ort namens Calunga zwischen Ribadesella und Gijon haben wir einen ruhigen Platz gefunden.
Mittwoch, 6.3. Das Wetter ist über Nacht umgeschlagen. Es regnet, stürmt und ist über den Tag deutlich kälter geworden. Gestern war es noch fast 20, heute morgen 14, nun gegen 18:00 Uhr nur noch 10 Grad. Wir sind deshalb heute ziemlich viel (ca. 230km) gefahren und haben mit etwas Glück einen funkelnagenneuen Stellplatz mit allem "Komfort und zurück" gefunden, der noch nirgendwo verzeichnet war. Die Suche nach Plätzen gestaltet sich hier in Galizien recht schwierig, da fast alle nur im Sommer geöffnet haben. Zum ersten Mal seit einer Woche müssen wir heizen, gut, dass es hier Strom gibt. Ich habe mal unsere Gesamtstrecke gecheckt: Wir sind jetzt genau 2500 km in 13 Tagen gefahren. das sind nicht einmal 200 km am Tag. Das machen andere mit dem Fahrrad.
Donnerstag, 7.3. Das Wetter ist immer noch bescheiden, kalt und regnerisch. Wir sind heute von der Nordküste Spaniens an die Westküste gefahren, quer durch die Berge. Etwa 90 km südlich la Coruna und 60 km westlich von Santiago de Compostela liegt das Cap Finisterre. Der Name kommt von finis = Ende und terra= Erde, denn die Römer hielten es für das westliche Ende der Welt. Danach kam nur noch Ozean. Tatsächlich liegt ein Cap bei Lissabon noch ein paar Meter weiter westlich, aber so genau wollen wir es nicht nehmen.
Drei Gutwetterfotos sind im Netz gestohlen, die anderen sind aktuell nebst Nieselregen.
Gefunden bei pixabay, |
Ebenfalls pixabay |
Original 7.3.2019, 18:30 Uhr mit Nieselregen und Nebel |
Hier in Fisterra, wie es auf galicisch heißt, ist das eigentliche Ende des Jacobsweges, nicht in Santiago. Wer es von Weilerswist zu Fuß bis Santiago geschafft hat, den werden die paar Kilometer auch nicht mehr schrecken.
Skulptur zum Andenken an die Pilger, die bis hierher gekommen sind |
Sonnenaufgang am 8.3. in Fisterre um 8:02 Uhr, in Weilerswist 7:01 Uhr. Man erkennt, wie weit westlich wir hier liegen.
So werden Vorräte vor Mäusen und Ratten geschützt. Die Scheunen stehen auf Stelzen. |