Es geht los

Wir starten am 22.2. 2019 erst gegen 13.00 Uhr. Das Einladen hat wie oft viel länger gedauert als gedacht. Außerdem war wegen des Nieselregens nach 50-fachen Rein und Raus die Wohnung total verdreckt und musste noch gereinigt werden. 
Der Kilometerstand beim Start 181466 ist unser Nullpunkt.
Weil wir vom Einpacken ziemlich müde sind, fahren wir nur drei Stunden über Land und halten in St, Goar direkt am Rhein nach nur 119 km. Daran kann man die Durchschnittsgeschwindigkeit unseres Autos ermessen, wenn man über Land fährt und die Autobahn meidet. Aber der Weg ist das Ziel. Immerhin hat mit der Abfahrt der Regen aufgehört und gelegentlich zeigt sich die Sonne.

Der Campingplatz in St.Goar, fest in der Hand von Holländern, ist riesig und relativ leer. Im Sommer sind hier über 1000 Personen, jetzt im Winter vielleicht 50. Die Abstände zum Nachbarn sind groß genug. Der Platz liegt genau gegenüber dem Loreley - Felsen,  bei Tag und Nacht gibt es hier Schiffsverkehr. Wenn mal gerade kein Schiffsdiesel stampft, dann  hört man auf der anderen Seite lange Güterzüge fahren und auf der unseren pfeifen Personenzüge wegen einer Baustelle. Immerhin ist nachts die Straße ganz ruhig. Insgesamt ist die berühmte Rheinromantik etwas gebrochen, aber schön ist die Landschaft schon.



Unser Auto ist mit Sicherheit das älteste (1994) und das kleinste, aber es ist innen größer als außen.


Die angesprochene Rheinromantik haben um 1800 englische und holländische Touristen "erfunden", die dort lebende Bevölkerung war sich gar nicht darüber klar, in welch beeindruckender Landschaft sie lebte. Mit dem wachsenden Tourismus haben dann die Einheimischen des Wert ihrer Heimat erkannt und zunehmend vermarktet. Das Zeitalter der Romantik zu Beginn bis Mitte des 19. Jahrhunderts tat sein Übriges: Eine Unmenge Lieder und Gedichte huldigen dem Vater Rhein und dem dort wachsenden Wein. Irgendwann ist auch das Königshaus auf den Zug der romantisierenden Rückbesinnung aufgesprungen und hat zahlreiche Burgruinen aufgekauft und restaurieren lassen. Inzwischen ist das gesamte Mittelrheintal zum Weltkulturerbe ernannt. Es gibt auch schöne Gedichte.



Die Lorelei

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Dass ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar,
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.

Sie kämmt es mit goldenem Kamme,
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.

Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe
Er schaut nur hinauf in die Höh´.

Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lorelei getan.

Heinrich Heine  (1797-1856)





Für die Schifffahrt war die Loreley immer eine gefährliche Stelle, allerdings weniger wegen der dort heimischen singenden und kämmenden Jungfrauen, sondern wegen der Untiefen im Flussbett, Sandbänke und noch gefährlicher : Felsen. Der Fluss ist zum Teil so schmal und die Strömung entsprechend schnell, dass nur Einbahnverkehr möglich ist. Der Schiffsverkehr wird vom Radar überwacht und mir speziellen Lichtzeichen geregelt. Anders als beim Autofahren auf Passstraßen haben im Fluss die zu Tal Fahrenden Vorfahrt. Die sind durch die Strömung schneller und sie können als Schiff auch nicht bremsen, während die Bergfahrer leichter manövrieren können. Das Foto zeigt eine solche Ampel, die sich einem Laien nicht von selbst erklären. Der waagerechte Strich bedeutet : freie Fahrt, es kommt keiner entgegen; eine schräger Strich kündigt ein einzelnes Schiff an, zwei Seiten eines Dreiecks melden einen Schubverband bis 120m und ein Volldreieck einen solchen über 120m Länge. Die ganz großen haben sichtlich Mühe mit den engen Kurven.




Nach einer kalten Nacht freuen wir uns am Morgen über die Sonne. Wir starten gegen 11:00 Uhr Richtung Süden.





In Bingen verlassen wir das Rheintal und fahren durch die Weinfelder der Pfalz über Neutstadt, vorbei am Hambacher Schloss und Landau an die französischen Grenze bei Kandel. Auf französischer Seite des Rheines erreichen wir Straßburg und finden gen 16:30 Uhr in Kehl auf der deutschen Seite einen Stellplatz. Heute haben wir 252 km geschafft.
Wie es in Frankreich weiter geht, erfahrt Ihr auf der nächsten Seit "Durch Frankreich bis zur spanischen Grenze"-