Heimreise

Heute, am Dienstag, 23. April, treten wir die Heimreise an. Die Fahrt geht zunächst an der spanischen Enklave Ceuta vorbei, die man umfahren muss, um nach Tanger zu gelangen. Hier können alle, die den US-Präsidenten wegen seiner Mauerpläne an der mexikanischen Grenze kritisieren, mal ansehen, was die EU so an Grenzbefestigungen errichtet hat.

Der Zaun hat eine Höhe von 6 Metern und macht die Landgrenze zwischen Marokko und Ceuta praktisch unüberwindlich. Die Optik ist durchaus mit der der ehemaligen DDR-Grenze vergleichbar.














In Tanger haben wir dann noch einmal eingekauft, vor allem Gewürze, die hier wirklich spottbillig sind.

Die Zollabfertigung dauerte eine knappe Stunde. Alle Autos werden geröntgt, zusätzlich wurde auch noch ein Hund durch unser Auto geschickt. Die EU zahlt Marokko dafür, dass sie mögliche Migranten nicht heraus lässt. Auch hier ist es eigentlich für Flüchtlinge  unmöglich, durch die Maschen zu schlüpfen. Darum wohl die vielen Versuche, über das offenen Meer nach Spanien zu gelangen. Aber auch das wird zunehmend schwieriger, denn die Straße von Gibraltar ist eines der bestbewachten Gewässer der Welt.


Hinter dem Stahlgerüst die riesige Röntgenapperatur, die über die Autos fährt






Während unserer Kontrolle legte gerade ein Kreuzfahrtschiff ab. 


Unsere Überfahrt mit der Schnellfähre nach Tarifa war erträglich, was die Schaukelei anging. Hinter uns sahen wir über Tanger ein Unwetter aufziehen, dem wir aber davon fuhren und das dann in der Nacht für reichlich Sturm und Regen sorgte. 




Blick auf Gibraltar



Wieder in Europa. Die kleine Hafenstadt  Tarifa



Das ist tatsächlich der südlichste Punkt unseres Kontinents



Wieder im schützenden Hafen

Wir blieben auf unserem Lieblingsplatz in Tarifa und kamen am Mittwoch, 24. April bis kurz vor Cordoba. Es hat mehr oder weniger den ganzen Tag geregnet, das ist in dieser Gegend, wo normalerweise künstlich bewässert wird, nicht normal. Unterwegs haben wir uns eine spanische prepaid-Karte besorgt, was wegen der Bürokratie einige Geduld erforderte. 




Altstadt von Toledo
Von  Cordoba ging es am Freitag, 26.April etwa 250 km weiter nach Norden bis Toledo, etwas südwestlich von Madrid.
Wir haben Madrid weiträumig umfahren, haben, absichtlich nicht die Hauptverkehrswege gewählt und sind über kleine Straßen durch menschenleere Berglandschaften weiter nach Norden gefahren. Die Nacht zum Samstag haben wir in 1200m Höhe inmitten schneebedeckter Berge nördlich von Madrid verbracht. Die Nacht war eisekalt, aber die Landschaft hat uns dafür entlohnt. Im Inneren ist Spanien wunderbar leer.


















Die Straßen in Spanien, auch die kleinen, sind durch die Bank gut, man kommt schnell voran. Ich schreibe etwa 80 Km südlich Pamplona, morgen sollte wir bis zu den Pyrenäen kommen. Da ist ein Ruhetag fällig.








Das Wetter hat sich gebessert, es ist aber immer noch ungewöhnlich kalt für die Jahreszeit, zumal die Straßen in Zentralspanien fast immer über 1000m hoch verlaufen. 


Sonntag, 28. April. Wir haben unser Ziel am Fuße des Col de Poutalet in Biescas erreicht. 
Der Weg führte durch menschenleeres Land vor den Pyrenäen, deren schneebedeckte Gipfle man schon in erheblicher Entfernung sieht.




Ein verfallenes Dorf am Straßenrand - gibt es auf dem Land öfter


Wir kamen an dem riesigen Yesa - Stausee vorbei


Trotz des steilen Abstiegs von der Straße wollte der Hund nicht auf ein Heilbad verzichten


Beim Aufstieg musste ich von hinten anschieben


Die Pyrenäen von Süden aus gesehen

Das Wetter ist traumhaft, klare frische Bergluft. Zwischenzeitlich musste ich den Fernseher reparieren. Außerdem haben wir einen Sprung in der Frontscheibe, allerdings nicht im Sichtfeld. Das Material schwächelt, aber alle Reisenden sind gesund und munter.

Am Montag, 30. April, sind wir über den Col de Portalet nach Frankreich gefahren. Weil wir wegen des kalten Wetters viel zu schnell durch Spanien gedüst sind, haben wir spontan beschlossen, noch einmal an den Atlantik zu fahren. Das ist zwar ein kleiner Umweg, aber was solls.


Der Ort Biescas am Fuße des Passes


Man achte auf die tolle Brücke


Schneeschmelze


Ein Stausee, an dem wir schon vor 40 Jahren gezeltet haben


Der Hauptkamm bildet die Grenze zwischen Spanien und Frankreich






Die Passhöhe des Portalet in 1794 m Höhe


Der arme Hund musste Schnee fressen vor Hunger



Auf der Nordseite gab es noch eine Menge Schnee








Nach anstrengender Bergüberquerung muss auch der Hund ausruhen und das Meer genießen.


Immer wieder schön hier und so leer!

Am 1. Mai sind wir über Bordeaux weiter nach Nordosten gefahren und haben im Perigord einen wunderschönen Platz am See gefunden. Fast leer, aber das Restaurant ist geöffnet. Weil Eva am 2. Mai Geburtstag hat, werden wir einen Ruhetag einlegen und gepflegt Geburtstag feiern.






Abgesehen von gefährlichen Killergänsen gefällt es auch dem Hund sehr gut hier




Zurück ging es dann relativ flott, auch, weil es so kalt war und man nirgendwo verweilen wollte. Nach einer Übernachtung bei unserem Boot in Vitry kamen wir am Sonntag, den 5. Mai in der Heimat an.

Kurzes Resume

Wir sind insgesamt  10.520 km gefahren und waren dazu 72 Tage auf Achse, haben an 53 Orten übernachtet, mit 20 "Ruhetagen". Macht durchschnittlich 200 km pro Fahrtag oder 150 km pro Reisetag.
Das Auto ist, abgesehen von schrecklichen Geräuschen, ohne Macken und Murren gefahren. Das Internet war selbst in entlegensten Wüstenorten meist besser als im heimischen Garten.
Es war eine tolle Reise, ich würde sie morgen wiederholen. Für mich war es die elfte Tour in dieses Land, die zehnte mit meiner Frau, die fünfte mit unserem uralt Wohnmobil, seit wir in Rente sind.

Das Land ist landschaftlich wunderbar und abwechslungsreich wie immer, allerdings sind die Folgen des Bevölkerungswachstums und der wirtschaftlichen Entwicklung deutlich spürbar. Die Städte wachsen rasant und manche kann man nicht mehr guten Gewissens zum Besuch empfehlen. Esel und Pferdewagen sind selten geworden, die Straßen besser, der Autoverkehr mehr. 
Das Land befindet sich im Übergang. Es gibt Einkaufszentren für die Reichen und Blumenläden und Baumschulen für die Gartengestaltung der Villen. Daran war vor 40 Jahren noch nicht zu denken. Da war die Armut allgegenwärtig und man sah den Unterschied nicht so deutlich. Es ist zu befürchten, dass es nicht mehr lange so friedlich bleibt, denn die Gegensätze zwischen arm und reich waren zwar immer schon vorhanden, werden aber allen bewusster. Vor 40 Jahren dauerte die Wartezeit auf ein Ferngespräch von Marokko nach Deutschland auch schon mal 8 Stunden, heute kann man dank Internet augenblicklich mit Videobild chatten. Es gibt kaum einen Marokkaner, der nicht Verwandte in Europa hat, die dort ihr Glück suchen.  Die ungerechte Verteilung von Armut und Reichtum ist allen bekannt und Bevölkerung ist dank Fernsehen und Smartphone informierter als noch vor wenigen Jahren. Es sind noch kaum Indizien zu spüren, aber es könnte passieren, dass der allgemeine Unfrieden der Region auch auf dieses Land übergreift.  
Der Weg ist das Ziel. Wir hatten keine Eile, ein Privileg. Wir haben uns bei dieser Reise viel Zeit bei der Hinfahrt gelassen. Vor Zeiten dauerte die Fahrt bis zur Fähre 36 Stunden non stop. Diesmal 4 Wochen. Wir haben unterwegs herrliche Plätze gesehen, die einen weiteren Besuch wert wären, auch, wenn die lange Reise nach Marokko einmal zu anstrengend oder der Aufenthalt dort zu gefährlich sein wird.