Antiatlas und Wüste I

Wir sind drei Tage in Wassey Beach geblieben, Strandurlaub sozusagen.

Am Mittwoch, 3. April sind wir noch ein Stück weiter nach Süden gefahren, so knapp 100 km bis ca 20 km vor Sidi Ifni. Es war gestern Nacht schon seltsames Wetter. Zunächst bis ca. 3 Uhr ungewöhnlich warm, so 24 Grad oder mehr bei leichtem Südwind. Der Hund hat diesen Teil der Nacht draußen geschlafen, weil es ihm im Auto zu warm war. In der zweiten Nachthälfte drehte der Wind und wurde stärker und stärker. Am Morgen hatten wir dann einen ordentlichen Sandsturm, Feinstaub in großen Mengen. Auch die Männer waren "verschleiert" unterwegs und banden sich Tücher vor den Mund. Die Luft war so voller Sand, dass man nichts fotografieren konnte, war wie bei uns Nebel. Auch das Fahren war anstrengend, denn es war heiß und man konnte das Fenster nur in der Leeseite aufmachen. Zum Glück hat sich der Wind am frühen Nachmittag gelegt und der Sand ist runter gekommen. Wir kennen hier einen wunderbaren Platz mit guter Infrastruktur und herrlichem Blick. Der einzige Nachteil: Der Weg zum Strand ist ungeheuer steil und steinig und man geht ihn an einem Tag nicht gerne zweimal.


Der Campingplatz ist bestimmte vier Fußballfelder groß. Es sind aber kaum 10 Wagen da.


Der Strand gehört dem allein, der sich die Mühe macht, hinab zu steigen.



Das Foto zeigt nur ansatzweise, wie steil das ist

Hier in der Gegend reicht die Wüste direkt bis ans Meer. Nur ein kleiner Streifen ist besiedelt. Hier wächst freiwillig nichts außer Kakteen, die aber in Hülle und Fülle.



Der Strand ist völlig leer und, man soll es an diesem Ende der Welt nicht glauben, verdreckt mit Plastik. Und das nicht von Badegästen, hier gibt es nämlich keine.





Mit Vierfußantrieb geht alles schneller und leichter

Aufwärts ist zwar anstrengend, aber leichter als abwärts.

In dieser Gegend lebt eine Art Streifenhörnchen. Sie sind ziemlich schnell, aber heute habe ich eines fotografieren können.



































Donnerstag, 4. April  Wir bleiben heute noch hier, u.a. Wäsche waschen. Habe gestern beim Essen erfahren, dass der Betreiber des Campingplatzes 25 Jahre in Dänemark in der Lebensmittelkontrolle gearbeitet hat. Kein Wunder, dass das Essen im Restaurant hervorragend ist und die Sanitäranlagen geradezu einzigartig für Marokko sind.

Diese Nacht hat es ein kurzes Gewitter gegeben und wenige Minuten heftig geregnet. Jetzt gegen Mittag merkt man nichts mehr davon. Wir haben eine kleine Wanderung in den benachbarten Fischerhafen gemacht und dabei wieder so ein Streifenhörnchen gesehen, das sich aber ungern fotografieren lassen wollte.


Suchbild. Wo ist das Streifenhörnchen



Nicht alle Wanderer wagten den Abstieg angesichts des anschließenden Aufstiegs




Der Hafen war wie ausgestorben. Gefischt wird wohl überwiegend in der Nacht

Steigungen machen durstig
Zum Abschied vom Atlantik noch der Sonnenuntergang am Donnerstag


Freitag, 5. April

Gegen Mittag haben wir unseren Platz in Mirleft Richtung Süden verlassen. Zunächst vorbei an Sidi Ifni, bis 1960 eine spanische Garnisonsstadt, von der aus Spanisch Sahara verwaltet wurde, nach einem Krieg zwischen Franco-Spanien und Marokko seit 1968 zu Marokko gehörig.


Spanische Architektur, marokkanische Bevölkerung

In beide Richtungen  weitgehend einsame Traumstrände
In der Küstenregion regnet es im Winter gelegentlich, insgesamt im Jahr 135 mm, also kaum ein Fünftel des Werten bei uns in der Börde, und die gilt schon als trocken. Hier wächst nicht einmal Gras oder Unkraut freiwillig. Im Landesinneren wird es dann von Kilometer zu Kilometer trockener. Wenn es dann aber mal regnet, wie vergangene Nacht, dann verwandelt sich der Staub in Matsch.






Die Nationalstraße nach Guelmima wird auf ganzer Länge erneuert. Zig Flussdurchfahrten - meist furztrocken - werden erneuert und ganze Berge abgetragen. Landschaft gibt es ja genug und Leute wohnen hier eh nicht.






Stadteinfahrt von Goulmima



Die letzte größere Stadt vor der Wüstenregion ist Guelmima (oder Guelmim), man streitet noch um die Rechtschreibung. Hier gibt es ein Marjane Kaufhaus, wo man zwar keinen Alkohol, aber Butter, Fleisch, Käse etc. nach europäischen Standard kaufen kann. Wir nutzen diese letzte Gelegenheit, Vorräte und Diesel- und Wassertank zu füllen und ab in die Wüste.
Die trockene Wüstenlandschaft hat wegen ihrer Weite eine ähnliche Faszination wie Hochgebirge oder Meer. Man kann oft zig Kilometer weit sehen - wenn nicht gerade Sandsturm ist - und die Berge sind durch die Erosion bis auf den Fels nackt, ein Wunderland für Geologen.









Man fährt auf einer einspurigen Straße, alle 20 km begegnet ein Auto, ab und zu Abzweigungen von Pisten in riesige flache Seitentäler, wo in 30 km Entfernung angeblich ein Hotel mit Camping wartet. Wegen des heftigen Windes haben wir das nicht gewagt, sondern einen uns bekannten Platz an der Teerstraße angesteuert, was sich als die richtige Entscheidung erwies. Über Nacht wurde der Sturm schlimmer, hier in 600 Meter Höhe hält kein Baum oder Strauch den Wind auf. Die Böen brachten das Auto selbst im Stand auf dem Campinggelände so zu Wackeln, dass nur der Hund nachts gut schlafen konnte, dazu war es ein Höllenlärm. Da auch über den heutigen Samstag Wind um die 55 km/h mit schlimmeren Böen angekündigt wurde, bleiben wir einen Tag hier. Das Wohnmobil ist einfach zu windanfällig und fahren macht dann keinen Spaß. Außerdem kann man hier hervorragend essen, der Platz gehört einem Franzosen.

Samstag morgen, 7:30 Uhr kurz nach Sonnenaufgang


Man kann hier auch im Zelt schlafen


Die Anlage ist besonders bei  Offroad-Fahrern beliebt.  Viele Pisten führen von hier in die Berge



Man achte auf die Warmwasserbereitung

Die seltsame Route ist unumgänglich, wenn man nur auf Teerstraßen fahren kann

Um den Hund ein wenig zu bewegen, haben wir bei heftigem Sturm das Auto verlassen und den Ort Icht und die zugehörige Oase angesehen.

Mit 50 km/h - Rückenwind


Der ganze Ort lebt nur durch diesen Bewässerungskanal

Alle Häuser sind aus dem Lehm gebaut, den man vor Ort findet.





Ein beträchtlicher Teil der Wege verläuft unter den Häusern
Eine Verteilung in der Wasserversorgung

Jedes einzelne Grundstück wird durch Öffnen der Klappen bewässert

Hier verläuft die Wasserversorgung über dem ausgetrockneten Fluss

Es wohne auch Menschen hier, gesehen haben wir allerdings bei dem Sturm nur wenige

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So trocken wie das Flussbett war hinterher meine Kehle. Es gibt noch spanisches Bier!

Am Sonntag, 7. April sind wir von Icht losgefahren Richtung Tata. Am Morgen, gegen halb Acht Ortszeit, habe ich noch ein  Fotos von den umliegenden Bergen im ersten Sonnenlicht gemacht. Der Sturm ist über Nacht zu Ende gegangen. Ein Glück!


Der "Hausberg" vor dem Platz

Der Ort Icht. Hier ist nichts gebacken.





Die Wüste ist nicht eigentlich schön, aber immer wieder beeindruckend wegen der Leere der Landschaft. Man fährt zig km, ohne dass irgendeine Siedlung oder Abzweigung käme. Das Navi zeigt seltsame Infos an: 67km geradeaus, dann rechts ab für 45 km. 
Man muss es einfach mögen, mehr als 10 km in alle Richtungen gucken zu  können. Den Gegenverkehr sieht man schon Minuten im Voraus.




Berge in unterschiedlichsten geologischen Formationen gibt es mehr, als man festhalten kann

Eine der seltenen Abzweige ins Nirgendwo, nicht einmal auf der Karte

Gegenverkehr kann einen hier nicht überraschen, man sieht ihn lange kommen



Endlich nach über einer Stunde die Oasenstadt Akka, von dunkelschwarzen Berbern bewohnt und mit dem einzigen Geldautomaten in 100 km Umkreis. Wir brauchen nämlich dringend neues Bargeld.

Eine echte Mittelpunktstadt braucht einen ordentlichen Ortseingang

Hier ist was los, Unmengen an Taxis für die Fahrt ins Umland

Auch am Ende der Welt gibt es einen Geldautomaten



Mit neuem Geld ausgestattet geht es weiter. Die Wüste wird etwas sandiger.




Wir kommen auf den leeren und ordentlichen Straßen gut voran und schaffen die 130 km in knapp drei Stunden. 
Der Ort Tata lebt von einen Bach, der fast das ganze Jahr Wasser führt. Der ist zu einem größeren Teich angestaut, in dem die Frauen ihre Wäsche und gelegentlich die Männer ihre Autos waschen.

Wenn man die frisch gewaschene Wäsche im Staub lagert, ist sie gleich wieder schmutzig

Die Altstadt von Tata, nur noch von wenigen bewohnt

Am Nachmittag sind wir in den Ort Tata marschiert, denn wir brauchen Telefonkarten. Zum Glück gibt es die in jedem Kaff auch am Ende der Welt.


Familienausflug

Hier gibt es Telefonkarten

Preisgünstige Kleidung - aber Eva wollt nicht zuschlagen

Erbsen, Linsen und alles, was getrocknet verkauft wird


Nicht etwa Sperrmüll. Hier werden Fernsehgeräte noch repariert. Im Hintergrund die Werkstadt


Das Kapitel droht zu lang zu werden, deshalb weiter mit "Antiatlas und Wüste II"